Gewaltfrei kommunizieren – wie geht das?‘

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Stellen wir uns mal vor, im Pausenraum steht ein Kühlschrank, wo jeder etwas hineinstellen kann. Da wird auch schon mal was verschüttet, oder es bleiben Sachen solange stehen, bis sie verschimmeln. Das geht Chef oder Chefin irgendwann so auf die Nerven, dass es zu einer klaren Ansage kommt. Die ganze Mannschaft wird kollektiv zusammengeschissen: „Könnt Ihr Dreckschweine vielleicht hin und wieder mal den Kühlschrank saubermachen? Sonst mache ich das, aber dann kommt da ein Schloss drauf und ihr nicht mehr dran!“

Nun nutzt nur die Hälfte der Truppe den Kühlschrank überhaupt. Die andere Hälfte fühlt sich zu Unrecht ruppig angemacht. Und unter den Kühlschranknutzern gibt es auch welche, die Ordnung und Sauberkeit schätzen und sogar schon hin und wieder das Gerät ausgewischt und aufgeräumt haben. Dementsprechend kommt die klare Ansage schlecht an, verursacht Frust und löst unterschwelligen Widerstand aus. Was kann man besser machen?

Das Ziel ist eine Verhaltensänderung. Und die erreicht man erfahrungsgemäß am besten einvernehmlich. Mit harten Worten provoziert man oft das Gegenteil. Deswegen atmet man besser dreimal tief durch bevor man etwas sagt, auch wenn die eigenen Emotionen im ersten Moment lieber lospoltern wollen. Misstöne und Missverständnisse kommen in der täglichen Kommunikation immer wieder vor. Die Gründe erklärt auch die Lehre von den vier Ohren und den vier Schnäbeln nach F. Schulz von Thun. (siehe Artikel ‚Reden ist Silber, aber Schweigen ist auch keine Lösung.‘) Nun gibt es seit vielen Jahren schon eine Methode, die dafür sorgen kann, dass Missverständnisse weitgehend vermieden werden und Kommunikationsziele in schwierigen Gesprächen eher erreicht werden.

Wir haben im Laufe Zeit gefallen an dieser Methode gefunden, der „gewaltfreien Kommunikation“ (GFK). Das ist eine besondere Art des sprachlichen Umgangs miteinander und wurde vor vielen Jahren von Marschall Rosenberg erfunden. Verkürzt ausgedrückt, geht er davon aus, dass jeder Mensch das Leben eines anderen bereichern sollte und vermeidet deswegen Aggression und angriffslustige Formulierungen, wie sie in der Umgangssprache vorkommen. Wolfssprache nennt Rosenberg das, und rät dringend dazu, sie zu meiden. Stattdessen erhält bei ihm die einfühlsame und aus einem erhöhten Blickwinkel agierende Giraffensprache den Vorzug. Die Methode der GfK lässt sich auf die folgenden vier Schritte vereinfachen:
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  1. neutrale Beobachtung
  2. Gefühlsaussage
  3. Bedürfnis erklären
  4. Bitte formulieren

So klingt das an unserem Beispiel mit dem Kühlschrank:

<1. neutrale Beobachtung:> In der letzten Zeit ist mir aufgefallen, dass der Kühlschrank nicht sauber, manchmal habe ich verdorbene Lebensmittel vorgefunden und es roch unangenehm.
<2. Gefühlsaussage:> Das macht mich trairig und wütend. <3. Bedürfnis erklären:> Ich würde meine Lebensmittel gern in einem Kühlschrank aufbewahren, der hygienisch und sauber ist.
<4. Bitte formulieren:> Könnten wir uns darauf einigen, dass der Kühlschrank einmal wöchentlich sauber gemacht wird und dass jeder seine Sachen so im Auge behält?

Das kling nicht nur besser, sondern kommt im wahrsten Sinne des Wortes auch besser an. Nämlich in Herz und Verstand der Mitarbeiter, die nach so einer Ansprache eher geneigt sind, den Kühlschrak sauber zu halten als nach dem oben zitierten Rundumschlag.

Literaturhinweis: Marschall B. Rosenberg, Gewaltfreie Kommunikation: Eine Sprache des Lebens

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