Wie erreicht Ihr mehr Eigenverantwortlichkeit bei den Mitarbeitern?

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Ein Hirte und viele Schafe. So ist das traditionelle Bild einer Firma mit einer Führungskraft und vielen Ausführenden, die darauf warten, dass ihnen jemand sagt was sie tun sollen. Das klingt vielleicht übertrieben, ist aber gar nicht so selten anzutreffen. Das Unternehmerpaar hat alles im Kopf und trägt für alles die Verantwortung. Die anderen tun was sie können, mal besser, mal schlechter. Dazu kommen die üblichen kleinen Konflikte und Eifersüchteleien unter den Angestellten, die manche Unternehmer frustrieren. „Ich habe wirklich keine Lust mehr auf die Befindlichkeiten der Leute! Können die nicht einfach mal ihren Job machen?“, fragte uns letztlich ein Schreinermeister und seine Frau ergänzte: „Manchmal komme ich mir vor als wären wir eine Anstalt für betreutes Arbeiten!“ Was ist der Kern hinter dieser Klage?

Ihr als Unternehmerpaar wünscht Euch  mehr Eigenverantwortlichkeit von Euren Mitarbeitern. Die Frage ist, wie Ihr das erreichen könnt. Dazu mal ein Blick in die Vergangenheit. Ende des 19. Jahrhunderts wurde in London die erste Managementschule eröffnet. Sie bildete Zirkusdirektoren aus, denn ursprünglich wurde der Begriff „Management“ von der Manege im Zirkus abgeleitet. Und die künftigen Direktoren lernten vor allem, wie man Tiere durch Zuckerbrot und Peitsche dazu bringt, Dinge zu tun, die sie freiwillig nie machen würden. Das ist lange Zeit in Unternehmen ähnlich praktiziert worden, gerade in den Fabriken zur Zeit der Industrialisierung, wo Menschen den ganzen Tag die gleichen Handgriffe auszuführen hatten und durch Belohnung und Strafe diszipliniert wurden. Die meisten Mitarbeiter konnten keinen Sinn in ihrer Arbeit erkennen. Sie arbeiteten eben, um den Lohn zu bekommen. Der Sinn im Leben hatte mit ihrer Arbeit nichts zu tun. Selbst heute ist es oft noch so, dass die Leute für Geld arbeiten, den Sinn aber ins Privatleben verlagert haben. Arbeiten zu erledigen, mit denen man sich mangels Sinn nicht identifizieren kann, macht keinen Spaß, erzeugt kein Engagement und keine Eigenverantwortung. Man wartet eben auf den Feierabend.

Wenn wir wollen, dass Mitarbeiter wie Unternehmer denken und handeln, müssen wir jeden einzelnen fördern und entwickeln, ihm Verantwortung im Rahmen seiner Möglichkeiten übertragen und ihm so die Freude an der Arbeit verschaffen, die Voraussetzung für echtes Engagement ist. Wer Leistung will, muss Sinn bieten. So lautet die Erkenntnis. Jeder Mitarbeiter muss den Sinn und den (Kunden)-nutzen in seiner Tätigkeit erkennen, um sich mit der Arbeit und seiner Firma identifizieren zu können. Wenn das gelingt, fühlen Chef und Chefin plötzlich Entlastung, weil ganz anders mitgedacht wird als früher und Verantwortung geteilt wird. Das gelingt gerade in kleinen Unternehmen oft sehr gut, weil da viel besser zu erkennen ist, wo der Sinn der Arbeit liegt als das in Großunternehmen der Fall ist. Das Bild von dem einen Hirten und den vielen Schafen stimmt dann nicht mehr. Es sind viele Hirten, die auf das Wohl der Kunden und auf die Interessen der Firma aufpassen. Dann übernimmt jeder auch mal einen Teil der Führungsaufgaben, die vorher alle bei dem Führungs-Duo lagen. Und aus Studien wissen wir, dass bei einer positiven Identifikation mit der Firma der Krankenstand rapide sinkt. Das ist bares Geld für das Unternehmen. Aber eines muss klar sein: Eigenverantwortlichkeit stellt sich nur ein, wenn die Mitarbeiter sich in der Firma wohlfühlen. Und das klappt am besten, wenn es eine offene Kommunikation gibt, Mitarbeiter ernst genommen werden, Chef, Chefin und Mitarbeiter die wichtigsten Werte teilen und eine gemeinsame Zielvorstellung haben. Gerade in Zeiten, in denen gute Leute Mangelware sind, solltet Ihr auf diese Faktoren allergrößten Wert legen.

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