Renate & Josef Baumanns

Kategorie für Sie geschrieben, Powerpaare

Renate und Josef Baumanns führen seit über 30 Jahren eine Fleischerei mit Partyservice in Mönchengladbach (www.fleischerei-baumanns.de). Ihren Kunden bieten sie täglich leckere Wurstwaren aus eigener Herstellung, frische Fleischspezialitäten vom Schwein, Rind, Lamm oder Geflügel und frische Salate aus eigener Salatküche. Außerdem eine täglich wechselnde heiße Theke mit diversen Aufläufen, Frikadellen, Schnitzel, Grillhaxen und allem, was zu einer leckeren Mahlzeit gehört. Außer Haus liefern sie ganze Buffets für kleine und große Feiern. Ihr Cateringangebot füllt eine 16-seitige Broschüre. Bewältigt wird das mit 10 Mitarbeitern in der Fleischerei und im Ladengeschäft. Josef Baumanns ist außerdem Innungsobermeister der Fleischerinnung Mönchengladbach. Wie sie in 34 Jahren Ehe und Selbstständigkeit ein glückliches Paar geblieben sind und außerdem erfolgreich gewirtschaftet haben, erzählen die beiden hier.

Wie hat alles angefangen?
Um es vorwegzunehmen, beide waren von Anfang an mit dem Metzgerhandwerk verbunden. Josef kommt aus Mönchengladbach und hat dort Metzger gelernt. Renate stammt aus einer Metzgerfamilie und zwar aus Visbek bei Bremen. Zusammengefunden haben sie über die Metzgerei in der Mönchengladbacher Innenstadt, wo Josef gelernt hatte, und zwar folgendermaßen: Er plante, sich mit seiner Schwester als Verkäuferin selbstständig zu machen und hatte die Idee, dass sie bei seinem ehemaligen Lehrherrn ein Praktikum machen könnte. Eine ähnliche Idee hatte der Vater von Renate gehabt, der den Mönchengladbacher Metzger aus seinen Wanderjahren kannte und seine Tochter zur weiteren Ausbildung in die Großstadt geschickt hatte. So traf Josef Renate hinter der Theke seines ehemaligen Lehrherrn. „Meine Schwägerin wurde dann eine Zeitlang meine Kollegin und hat gleich erzählt, dass ihr Bruder ein Auge auf mich geworfen hatte. Dann sind wir mal zusammen essen gegangen und dann noch einmal und dann waren wir zusammen“, berichtet Renate. „Eigentlich wollte ich nie einen Metzger heiraten, denn ich wollte nicht so enden wie meine Mutter und jetzt habe ich dasselbe“, sagt sie halb im Scherz. Josef hat dann im Januar 1984 eine kleine Metzgerei übernommen, am gleichen Standort wie heute. „Vielleicht war es dumm von mir, weil der Laden wirklich nicht gut in Schuss war. Auf der anderen Seite war es eine gute Gelegenheit“, erzählt Josef. Seine Schwester wurde kurze Zeit später schwanger und fiel im Geschäft aus. Dafür ist dann Renate als gelernte Fleischereifachverkäuferin eingestiegen. 1985 haben Josef und Renate dann geheiratet.

Was waren oder sind Eure größten Herausforderungen?
Das veränderte Kundenverhalten durch andere Essgewohnheiten, aber auch durch die Discounter, die in den 90er Jahren Fleischtheken eingerichtet haben, nennen sie als erstes. Der eigene Partyservice ist nach wie vor eine Herausforderung, denn er führte dazu, dass die Baumanns mehr als die Hälfte aller Wochenenden durcharbeiten, sonntags oft ohne Personal, weil man Sonntagsarbeit nicht ohne weiteres erwarten kann. Personal an sich ist auch oft eine Herausforderung, meint Josef. Schließlich erwähnen sie die Reibereien mit dem Veterinäramt und kleinliche Bankberater.

Wie habt Ihr diese Herausforderungen bewältigt?
Das Geschäft mit dem klassischen Metzgereiangebot begann vor 20 Jahren zu schrumpfen. „In den 80ern kauften die Leute noch ihr Suppenfleisch und ihren Braten in der Metzgerei. Heute wird weniger selbst gekocht und auch weniger Fleisch gegessen. Und wenn, dann kommt es überwiegend aus dem Supermarkt. Metzgereien gehören heute zu den aussterbenden Arten“, sagt Josef, „wir haben das auch gespürt und als Konsequenz mit dem Partyservice angefangen. Das läuft nach wie vor gut, ist aber sehr arbeitsintensiv.“ Für das Catering haben sich die Baumanns einen völlig neuen Kundenkreis aufgebaut und werben nach wie vor für ihr Angebot. „Da muss man immer am Ball sein, nicht nur, um kontinuierlich Anfragen zu bekommen. Auch die Beratung der Kunden, die Vorbereitung und die Präsentation der Buffets erfordert hohen Einsatz, meistens an Wochenenden. „Da muss alles stimmen, wir leben von zufriedenen Kunden und von Empfehlungen“, weiß Renate.

Grundsätzlich wissen die Baumanns ihr Team zu schätzen, Leute, auf die man sich verlassen kann. Es kommen aber immer wieder mal Situationen, die an die Nerven gehen. Zum Beispiel als im vergangenen November plötzlich drei Kräfte im Ladengeschäft ausfielen. „Eine Auszubildende, die sich wirklich gut gemacht hatte, musste mit Mann und Kindern zurück nach Albanien, weil sie keine Arbeits- und Aufenthaltsgenehmigung bekam. Sie war uns vom Arbeitsamt geschickt worden. Da müsste das doch eigentlich alles geklärt sein!“ Zusätzlich wurde eine weitere Mitarbeiterin längerfristig krank und eine dritte „verlor dann die Nerven und ist auch gegangen, weil sie dachte, das bleibt jetzt alles an ihr hängen. Da stand ich plötzlich alleine da“, erzählt Renate. Das hat ihnen vier Wochen den Schlaf geraubt, aber sie haben die Zähne zusammengebissen und durchgehalten. Dann kam die erkrankte Mitarbeiterin früher zurück als erwartet, eine weitere Kraft wurde eingestellt, so dass sich Lage wieder entspannte.

Vom Veterinäramt fühlten sich die Baumanns in ihren Anfangsjahren oft regelrecht schikaniert. Renate hatte beispielsweise aus ihrer norddeutschen Heimat das Rezept „Grünkohl mit Pinkel“ in das Angebot der Metzgerei übernommen. Der Leiter des Veterinäramtes bestand darauf, das Wort „Pinkel“ nicht zu verwenden, das sei unanständig. Dabei haben diese fetten Würste ihren Namen vor mehr als 100 Jahren bekommen, weil beim Trocknen Fett heraustropfte. Jahrelang war es schwierig mit dem Amt und einmal mussten sie sogar einen Anwalt einschalten, um sich zu wehren. Unterdessen hat sich das Verhältnis deutlich entspannt, „aber damals waren wir jung, 24 und 22 Jahre alt, und da haben die gedacht, die können mit einem machen was sie wollen“, meint Renate. Josef: „In der Zeit rief auch öfter der Bankberater an und wollte, dass wir unsere Kreditlinie streng einhalten. Das war immer schnell zu klären, aber genervt hat es trotzdem.“

Was waren Eure größten Erfolge?
Den größten Erfolg sehen Renate und Josef in der Tatsache, dass ihre Metzgerei nach 34 Jahren immer noch besteht und sich ständig weiterentwickelt hat. Dann erwähnen sie ihr schönes Privathaus, das demnächst schuldenfrei ist, schließlich ihre Töchter. Renate: „Beide sind gesund, haben studiert und einen ordentlichen Job, die ältere als Account Manager in Dublin bei einer IT-Firma, die jüngere als Key Account Manager hier im Gladbacher Nordpark.“ Für Josef ist es ein Erfolg, dass „die Perle aus dem Norden“ bei ihm geblieben ist. Als Erfolg verbuchen die beiden auch, dass sie in den letzten 4-5 Jahren regelmäßig zwei Wochen Urlaub am Stück machen konnten. „25 Jahre haben wir gar keinen Urlaub gemacht. Als die Kinder klein waren, ist meine Frau schon mal alleine mit den Kindern weggefahren, und ich habe die Metzgerei offen gehalten“, erzählt Josef. Mehr Auszeiten wollen sie sich in Zukunft gönnen. Dafür wurde ein großes Wohnmobil gekauft, mit dem sie über Karneval ans Meer fahren und im Sommer nach Spanien. „Da kann man auch mal am Wochenende an die Mosel, in die Pfalz oder an die Nordsee fahren“, freut sich Renate. Sie wollen ihre Erfolge nun auch genießen und langsam im Geschäft ein bisschen loslassen.

Was ist aus Eurer Sicht ausschlaggebend für ein glückliches & erfolgreiches Leben als Unternehmer-Paar?
Man braucht gemeinsame Ziele, da sind sich beide einig. „Man muss in eine Richtung gucken, aber auch jedem seinen Freiraum lassen und auch mal Rücksicht nehmen auf den anderen“, ist Renates Meinung. „Zuhören muss man“, meint Josef, „und Kompromisse eingehen.“ Das hat gut geklappt. Gestritten haben sie sich eigentlich nur über das Geschäft oder die Kindererziehung, aber immer eine gemeinsame Lösung gefunden. Renate: „Wir diskutieren ja auch nicht stundenlang. Da wird mal Dampf abgelassen und gehofft, dass der andere das versteht. Und dann ist es gut!“ Nach über 30 Jahren Ehe wissen sie, dass sie eine tiefe Freundschaft verbindet, die die Basis für alles andere ist.

Wie geht es Euch gerade jetzt?
Im Moment finden sie sich selbst tiefenentspannt. Ein bisschen beschäftigt sie natürlich die Nachfolgefrage. Die beiden Töchter haben sich anders entschieden. Josef wird im Sommer 58 Jahre alt und beide sind sich einig, dass in spätestens fünf Jahren ein Nachfolger da sein sollte. „Das wird nicht einfach, weil es immer weniger Nachwuchskräfte gibt“, meint er. Sie gehen das Thema gelassen an und sind darauf eingestellt, dass die Suche ein paar Jahre dauern wird.

Fleischerei & Partyservice Baumanns
Inh. Josef Baumanns
Bahnstraße 66, 41069 Mönchengladbach
Tel.: 0 21 61 – 93 14 70
Fax: 0 21 61 – 93 14 71
E-Mail: admin@baumanns-catering.de
http://www.baumanns-catering.de

Gespräch geführt im Januar 2018

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