Veronika & Rudi Berle

Kategorie für Sie geschrieben, Powerpaare

Rudi und Veronika Berle machen Druck, und das im wörtlichen Sinne. Seit fast 30 Jahren führen die beiden in dritter Generation eine Druckerei (www.berle-druck.de) mit angeschlossener Druckvorstufe und nachgelagertem Veredelungsbetrieb in Büttgen bei Neuss. Neben diesem Vollzeitjob, der gerade für Rudi immer noch ab und an zu Nacht- und Wochenendeinsätzen führt, suchen sie Ausgleich beim Sport, wie Spinning, Mountainbiken, genießen das Skifahren in Sölden und pilgern jährlich mit der Matthias-Bruderschaft nach Trier (220 km in 4 Tagen). Im Jahr 2016 erfüllten sich beide einen großen Traum. Rudi schoss den (Holz)-Vogel ab und war im Jahr 2017 Schützenkönig im Ort. Wie „Rudi der Erste“ und seine Königin Veronika in ihrem stressigen Berufsalltag ausreichend Zeit für private Hobbies und Aktivitäten finden, verraten die Beiden hier.

Wie hat alles angefangen?
Als Kind wollte Rudi immer Bauer werden, früh schon durfte er beim Nachbarn Trecker fahren und hatte Spaß an der Arbeit auf dem Feld. Als Jugendlicher fing er an, in der elterlichen Buch- und Offsetdruckerei auszuhelfen und entwickelte schnell eine Leidenschaft für das Drucken und die Maschinentechnik. Nach der Schule absolvierte er eine Ausbildung zum Buchdrucker. 1984 schloss er seine berufliche Bildung mit dem staatl. geprüften Techniker für die Druckindustrie ab und trat in den väterlichen Betrieb ein. Vater und Sohn hatten aber sehr unterschiedliche Vorstellungen. Der frischgebackene Drucktechniker wollte in Management und Technik das umsetzen, was er gelernt hatte, während der Senior eher auf Altbewährtes setzte. Rudi: „Mit dem Vater zusammen ging das einfach nicht!“ Nach zwei Jahren einigten sie sich auf eine Trennung der Firma. Rudi kaufte von seinem Vater den Offsetdruckerei-Anteil, der Vater führte die Buchdruckerei weiter. Veronika, gelernte und examinierte Kinderkrankenschwester arbeitete in der Kinderklinik im Lukaskrankenhaus in Neuss. Seit 1988 half sie gelegentlich in der Druckerei aus. Rudi und sie kamen sich näher und wurden nach drei Jahren ein Paar, was sich jedoch schwierig gestaltete, weil beide in erster Ehe verheiratet waren und schon Kinder hatten. Es folgten ein paar harte Jahre mit emotional aufreibenden Scheidungen, extrem hoher Arbeitsbelastung und finanziellen Herausforderungen. 1994 heirateten Rudi und Veronika, ein Jahr später kam ihre gemeinsame Tochter zur Welt.

Was waren oder sind Eure größten Herausforderungen?
Für Rudi war die erste Herausforderung 1986 die geschäftliche Trennung vom Vater und der anschließende Turnaround in der Druckerei. Die Kunden vom Senior blieben nämlich nicht treu und im Prinzip musste alles neu aufgebaut werden, was auch mit Erfolg gelang. Dann waren die beiden Scheidungen eine echte Prüfung. Veronika verlor den Sorgerechtsprozess und litt sehr unter der Trennung von ihrer Tochter. Zusätzlich musste sie für Schulden aus der Selbstständigkeit ihres ersten Mannes aufkommen. Anfangs bekamen sie oft ablehnende Reaktionen aus dem Dorf und auch in den Familien war die Akzeptanz der neuen Beziehung nicht einfach. Für Veronika war es eine weitere Herausforderung, sich viele Fertigkeiten neu anzueignen, die sie nie gelernt hatte, aber in der Druckerei brauchte. Schließlich musste ein Weg gefunden werden, wie man mit einer handwerklichen Druckerei in dem sich radikal verändernden Markt konkurrenzfähig bleiben konnte.

Wie habt Ihr diese Herausforderungen bewältigt?
Am Anfang ihres Zusammenlebens haben sich Veronika und Rudi eine Wohnung in einem Nachbarort gesucht. Das brachte ein bisschen Ruhe in ihr Leben, was in dieser Zeit sehr turbulent verlief. Um die Schulden loszuwerden, hat Veronika ein paar Jahre in der Klinik Nachtwachen gehalten und nach wenigen Stunden Schlaf tagsüber in der Druckerei gearbeitet. Rudi stellte in der Zeit den Betrieb technisch neu auf und schaffte eine moderne, wesentlich leistungsfähigere Druckmaschine an. Das zahlte sich aus und Veronika gab nach der Geburt der gemeinsamen Tochter ihre Tätigkeit in der Klinik auf und konzentrierte sich komplett auf die Mitarbeit in der Druckerei. “Es gab Zeiten, da wusste ich nicht, wie ich mit dem ganzen Stress aus Scheidung, Klinik und Druckerei fertigwerden sollte“, beschreibt Veronika ihre damalige Situation. „Wir haben uns immer gegenseitig gestützt und uns den frohen Mut nicht nehmen lassen“, ergänzt Rudi. In der Firma ist die Arbeitsteilung klar. Rudi macht Technik, Angebote und Projektabrechnungen, Veronika Marketing, Personal und Buchhaltung. Das funktioniert. Dazu kommt, dass beide im wahrsten Sinne des Wortes Macher sind. „Herausforderungen machen mir Spaß“, sagt Rudi, und Veronika ergänzt: „Wenn die Arbeit da ist, dann mache ich die eben!“ Immer zu einander stehen und leidenschaftlichen Einsatz zeigen, das ist ihr Rezept. Die wichtigste Entscheidung für die strategische Positionierung der Druckerei war 2003 die Spezialisierung auf UV-Offset und Veredelungstechniken. Das macht es möglich, eine Werkstatt zu bleiben und dennoch in diesem schwierigen Markt profitabel zu agieren.

Was waren Eure größten Erfolge?
Von außen betrachtet würde man sagen, es waren die Investitionen in die neue Drucktechnik und die erfolgreiche Neuausrichtung des Geschäfts. Rudi und Veronika sagen es so: „Was wir erreicht haben: die Firma, das Haus – aber entscheidend ist doch, dass wir immer noch mit Freude und Spaß zusammenarbeiten und zusammenleben!“ Rudi will auch nicht den Eindruck erwecken, dass alles ein gelungener strategischer Plan war. „Oft stehen die Dinge im Leben auf Messers Schneide und in welche Richtung das kippt, hat auch viel mit Glück zu tun.“ Das Glück des Tüchtigen sagt man wohl dazu. Die beide haben in der Firma seit vielen Jahren einen potenziellen Nachfolger aufgebaut. Das ist im Handwerk auch nicht selbstverständlich und wenn die Übergabe zum Schluss gelingt, könnte das ihr größter Erfolg werden.

Was ist aus Eurer Sicht ausschlaggebend für ein glückliches & erfolgreiches Leben als Unternehmer-Paar?
An erster Stelle steht für die Zwei ein respektvoller Umgang miteinander, sich auf Augenhöhe begegnen. „Wichtig ist für uns aber auch, dass wir zusammen Freude mit- und aneinander haben“, meint Veronika. Eine gute Kommunikation und Toleranz sei die Grundlage. Die Trennung von Firma und Privatleben wollen sie weiter verbessern, also in der Druckerei über die Firmenthemen sprechen statt zu Hause und auch nicht mehr samstags die Firmenpost anschauen. Gemeinsame Hobbys sind ihnen wichtig, der Sport, die Saunabesuche, die WDR-Hauspartys und natürlich die Urlaube. Sie sind gern zusammen, gönnen sich aber auch Auszeiten voneinander, wenn Veronika mit Freundinnen Ski fährt oder die Tochter in London besucht, oder wenn Rudi Motorradtouren unternimmt.

Wie geht es Euch gerade jetzt?
Es geht ihnen gut, obwohl sie das Schützenfest noch in den Knochen haben und ein bisschen müde sind. Sie sind noch berauscht von dem Erlebnis und allen dankbar, die mit Engagement dafür gesorgt haben, dass es so viel Freude gemacht hat. Dankbar und demütig sind sie auch, dass sich in ihrem Leben alles gut gefügt hat. Die Kinder sind gesund und machen ihren Weg, die Firma läuft und ihre Liebe hat Bestand.

berle:druck – UV-Offsetdruckerei
Driescher Straße 15 41564 Kaarst
Telefon: 02131-756951
Fax: 02131-756953
info@berle-druck.de
www.berle-druck.de

Gespräch geführt im Juli 2017

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