Wir haben versprochen, Euch John Gottman‘s „7 Geheimnisse der glücklichen Ehe“ vorzustellen. Heute ist das vierte Geheimnis dran: Lasst Euch von Eurem Partner beeinflussen!
Das klingt erst einmal banal. Natürlich wird jeder Mann sagen, dass er sich von seiner Frau beeinflussen lässt und umgekehrt ebenso. Die Frage ist, ob wir in jeder Lebenslage erkennen, welche Wünsche unser Partner jeweils hat und was passieren muss, damit wir uns davon beeinflussen lassen. Es gab mal eine Karikatur mit einem Mann, der sich weigert, den Müll rauszubringen. Da hält seine Frau ihm eine Pistole an die Schläfe und daraufhin sagt er: „Aber gern Schatz!“. In einer normalen Ehe muss man(n) oder Frau nicht so weit gehen, damit der Partner sich beeinflussen lässt. Aber lassen wir uns wirklich gern beeinflussen oder ist es uns das eher lästig, wenn der Partner eine andere Meinung hat?
Mit „sich beeinflussen lassen“ meint Gottman zunächst die Fähigkeit zu sehen, welches Bedürfnis oder welcher Wunsch beim Partner vorliegt, zweitens die Bereitschaft diese Bedürfnisse ernst zu nehmen und drittens sich nach Möglichkeit auch darauf einzulassen. Das heißt nicht, dass man nach der Pfeife seines Partners tanzen soll, aber dass man ihm das Gefühl gibt, dass er oder sie verstanden worden ist und dass man sich ernsthaft um eine gemeinsame Lösung bemüht. Die Alternative wäre, den Partner einfach zu übergehen, weil man keine Lust hat, Macht zu teilen. Das hält eine Beziehung aber selten lange aus.
In unserem Leben als Unternehmerpaar ist es besonders wichtig, den Einfluss des Partners zuzulassen, wenn es um Entscheidungen geht, deren Konsequenzen man hinterher sowieso gemeinsam tragen muss. Zum Beispiel bei Personalfragen oder größeren Investitionen. Wie behandelt Ihr das? Ein neuer Techniker soll eingestellt werden. Ist das „Männersache“? Oder neue Möbel für den Besprechungsraum. Ist das „Frauensache“? Am besten läuft das, wenn Ihr gemeinsam entscheidet und vorher einander zuhört, die Argumente des anderen versteht, um dann eine gute Lösung zu finden.
Nun wollen wir nicht so tun als ob das immer total sachlich und diszipliniert abläuft. Gerade, wenn man nicht nur Geschäftspartner ist, sondern auch Lebenspartner, kommen schnell Emotionen ins Spiel. Und bei unterschiedlichen Meinungen und Wünschen können Gefühle auch schon mal heftig geäußert werden. Dann ist die Frage, wie man darauf reagiert. Die Kunst besteht darin, die Situation nicht zu eskalieren, sondern die Negativität zu reduzieren. Ein Beispiel dafür, wie man es nicht machen sollte: Auf die Beschwerde: „Du hörst mir nicht zu!“, kann man mürrisch zurückmaulen: „Das tue ich doch!“ (Rechtfertigung), oder gleich einen Gegenangriff starten: „Ich höre nicht zu, weil es keinen Sinn gibt, was Du da sagst!“ (Kritik), oder den anderen herabsetzen, indem man antwortet: „Warum soll ich meine Zeit damit verschwenden, Dir zuzuhören?“ (Verachtung), oder, letzte Möglichkeit, gar nicht reagieren (Mauern). Ihr seht, die apokalyptischen Reiter kann man auch aufmarschieren lassen, um den Einfluss des Partners abzuwehren. Dabei ging es in unserem Beispiel nur darum, das man zuhört und dafür hätte es gereicht, das Handy wegzulegen und sich entschuldigen.
In wie weit Ihr den Einfluss Eures Partners oder Eurer Partnerin zulasst oder in wie weit Ihr gern als Einzelgänger Euer Ding macht, könnt Ihr nur selbst beurteilen. Wer das Gefühl hat, dominiert zu werden, ist mit diesem Gefühl oft allein. Wer den anderen dominiert, wird das oft selbst gar nicht bemerken. Für alle, die mehr über sich erfahren wollen, haben wir als Hilfsmittel zur Selbsterkenntnis zwei Angebote zum Download: Den Fragebogen „Lasst Ihr Beeinflussung zu?“ und zusätzlich das „Gottman Überlebensspiel“, bei dem Ihr etwas über Eure Zusammenarbeit lernen könnt. Viel Spaß damit!