Digitalisierung -Ist das was für uns?

Kategorie für Sie gefunden, für Sie geschrieben

Die Corona-Pandemie hat die einzelnen Branchen ganz unterschiedlich getroffen. Während Restaurants und Hotels oder auch Einzelhandel geschlossen sind und oft mit erheblichen Problemen kämpfen, geht es dem Handwerk (noch) gut. Branchen wie Gartenbau, Haussauna-Anbieter, Fensterbauer, Markisen- und Rolladentechniker, Dachdecker, Schreiner, Maler, Installateure, Heizungsbauer usw. haben oft mehr zu tun als ihnen lieb ist. Andere Branchen wie Yogastudios, Friseure, Kosmetiker usw. stehen vor den größten Herausforderungen ihres Lebens. Und sicherlich ist es einfacher mit zu viel Arbeit und Aufträgen umzugehen als Ideen zu finden, wie man sich irgendwie über Wasser halten kann und den Kontakt zu den Kunden aufrechterhält.

Hier ein paar gute und ein paar schlechte Beispiele; munter miteinander gemixt.

Gewürzladen
Gleich auf der Startseite ihres wunderbaren Ladens in Neuss https://gewuerzmuehle-engels.de/ haben Manja und Markus Freistühler darauf hingewiesen, dass das Geschäft geöffnet ist. Und weil sich im Geschäft immer nur vier Personen zeitgleich aufhalten dürfen, gibt es das Angebot im Vorfeld per E-Mail oder gar WhatsApp seine Bestellung abzugeben und dann abzuholen. Haben wir selbst ausprobiert: klappt prima. „Das war gerade in der Vorweihnachtszeit unsere Rettung“, erklärt Manja Freistühler. „Wir konnten abends die Bestellungen richten und am nächsten/übernächsten Tag holten die Kunden die Ware ab. Keine Wartezeiten, kontaktloser Bezahlvorgang, alles wunderbar“, ergänzt Markus Freistühler. Finden wir auch!

Friseur
Diese Branche hat es derbe erwischt! Und wenn man in den Medien sah und las, dass Menschen in Grenzregionen auf Nachbarländer auswichen oder zur Schwarzarbeit aufgerufen wurde, versteht man die Welt nicht mehr. Ist das ein Zeichen unserer zunehmenden „Ich-Ich-Ich-Gesellschaft“? Wie man trotzdem mit seinen Kunden einigermaßen in Kontakt bleiben kann, zeigten einige Salons, die über ihre Webseiten oder per WhatsApp Gutscheine, Ansatzfarbe, Shampoos und Pflegeprodukte anboten und zu bestimmten Abholzeiten vor Ort waren. Doch konnte man hie und da Entwicklungspotential aufdecken. Unsere Hinweise „Setzt Euch bitte jetzt hin und telefoniert Eure komplette Kundenkartei ab. Erbittet die E-Mailadresse der Kunden und baut Euch so einen Verteiler auf, den ihr dann mit einem kleinen Newsletter beglückt. Gebt darin Tipps für aus der Façon geratene Frisuren oder zeigt in einem kleinen Video wie die Ansatzfarbe richtig aufgetragen wird. Bedankt Euch für die Gutscheine oder bietet sie – mit einer kostenlosen Kopfmassage als goodie – weiter an. Und kümmert Euch bitte um ein Tool, das Euch die Terminvergabe bei Wiedereröffnung erleichtert.“ Es gab Reaktionen von „Gute Idee“ über „das ist nichts für unsere Kunden“ bis hin „das brauchen wir nicht“. Wir sind sicher: Friseure, die sich diesem Fortschritt verweigern, werden es schwer haben.

Rechtsanwalt
„Wir haben in dieser Zeit Mandantenberatungen online durchgeführt und das hat erstaunlich gut funktioniert“, weiß Dr. Lutz Förster, Inhaber einer Kanzlei in Brühl https://www.erbrecht-stiftungsrecht.de/ zu berichten. Und die Kanzlei hat sogar einen YouTube-Kanal eröffnet, auf dem kurze prägnante Videos Antworten zu häufig gestellten Fragen aus dem Erbrecht und Stiftungsrecht geben. „Da hat es viele positive Reaktionen gegeben“, schließt sich Christina Förster, Kanzleimanagerin an. Gleich auf der Startseite weist das Unternehmerpaar auf diese Möglichkeiten hin. Gut gemacht!

Hotel
Diesem Zweig gebührt ein großes Kompliment. Zum einen für das Durchhalten in diesen schwierigen Zeiten. Zum anderen für das Kontakthalten zu den Kunden. Das können wir zumindest für eine Menge Hotels sagen, die uns zu ihren Kunden (beruflich wie privat) zählen. Da wird im Newsletter über Renovierung berichtet, ein Rezept aus dem angeschlossenen Restaurant zum Nachkochen preisgegeben, Gutscheine angeboten, die Idee der „Schreibtisch-Anmietung“ zur Auszeit aus dem Home Office oder der Gutschein zum Welcome-Drink für die Zeit nach Corona. Jede noch so kleine Idee hilft, bei Euren Kunden im Gedächtnis zu bleiben. Nutzt diese Chance! Aus der Tourismusbranche hört man ja die Hoffnung gebende Vermutung, dass die Kunden dann, wenn sie wieder reisen dürfen, gerne eine Kategorie höher buchen. Wir wünschen es euch sehr.

Restaurant
Schließen oder To-go-Geschäft? Das ist für viele Restaurants die Frage. Die Entscheidungen sind unterschiedlich. Doch wenn selbst Sternekoch Tim Raue, wie der Impulse Ausgabe Nr. 2-2021 zu entnehmen war, pro Woche 300 Pakete mit Vier-Gang-Menüs à 68 € pro Person (plus Weinbegleitung 48 €) versendet, muss an dieser Idee etwas dran sein, oder? Wir sind ganz begeistert vom Ideenreichtum eines Gastgeberpaares aus unserer Region. Dort gibt es nicht nur eine wechselnde Karte mit Vor-, Haupt- und Nachspeisen, die abgeholt oder in einem Umkreis von bis zu 10 km kostenlos, und darüber hinaus gegen Gebühr, gebracht werden. Als Clou wurden Boxen (Mindestabnahme für 2 Personen) entwickelt, die jeweils von freitags bis Samstag auf Vorbestellung zu erhalten sind. Bislang gab es 14 verschiedene Boxen (wöchentlich kommt eine neue Idee) und die Boxen 15 – 19 machen einem im Internet auch schon Lust auf Genuss. Dabei reichen die Themen von Mallorca über Tapas, Sylt bis hin zu Spargel und zuletzt ein Valentins-Menü. Die Boxen sind edel und dennoch nachhaltig gestaltet Und weil die passende Weinbegleitung nicht fehlen darf, ist auch diese zu bestellen. Außerdem wurde der Gastraum kurzerhand zum Verkaufsraum. Dort wird nun alles rund um das Thema Feinkost und in Unterstützung mit Kooperationspartnern Dekoration und Blumenschmuck angeboten.  Was uns besonders imponiert: Alle diese Angebote werden im ruckzuck entwickelten Online-Bestellshop angeboten. Man sieht, wer Ideen entwickelt und so seine Kunden begeistert, meistert die Krise auf seine Art. Großes Kompliment!

Winzer
Gefühlt waren Winzer die ersten, die es verstanden, den in der Pandemie gestiegenen Bedarf nach Entspannung und Genuss zu decken. Wir verraten jetzt nicht, an wie vielen digitalen Weinproben wir teilgenommen haben 😊. Alles funktioniert nach dem Muster: Mail mit Termin und zu erwerbendem Weinpaket kommt an, man bestellt und bezahlt (manchmal im Voraus, manchmal hinterher), bekommt kurz vor dem Termin einen Link und probiert dann gemeinsam mit Winzern, Experten, Weinköniginnen, befreundeten Gastronomen, Gastro- bzw. Weinkritikern in einer Videokonferenz die leckeren Tröpfchen. Vom Entertainment war schon alles dabei: von sehr gelungen, unterhaltsam, lehrreich und angenehm bis hin zu viel zu viel Gerede. Dass jetzt das Deutsche Weininstitut noch auf den Zug aufspringt und in den nächsten 13 Monaten die 13 Weinbauregionen Deutschland (natürlich mit Probierpaketen) vorstellt, spricht für den Erfolg dieses Konzeptes. Was lernen wir daraus? Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg – und wo eine E-Mailadresse vorliegt, kann man auch eine Mail hinschicken.

Italienische Spezialitäten
Zwar hat dieser fantastische Laden in Düsseldorf auch in der Pandemie geöffnet, aber viele Kunden scheuen den Weg. Damit sie trotzdem in Kontakt bleibt, versenden Stefania Lettini und ihr Team die Köstlichkeiten (ab 50 € versandkostenfrei) und haben Genussboxen konzipiert, die mit festen und flüssigen italienischen Delikatessen gefüllt sind. Die werden per Newsletter, auf Facebook, Instagram und WhatsApp angeboten und so rechtzeitig versandt, dass sie zu dem Termin, an dem Stefania mal allein, mal mit einem Gast, auf youtube live zur gemeinsamen virtuellen Genussreise einlädt. Und sie hat in dieser schwierigen Zeit in ihrem Verkaufsraum eine Cookingcasa gebaut. Dort wird live gekocht und Kunden können zuhause mitkochen (Kochbox vorher bestellen). Infos hier https://www.lettinis.de/

Einzelhandel
Obwohl der Einzelhandelsverband wirklich tolle Aktionen für seine Mitglieder entwickelt hat, ist dieser Bereich insgesamt recht träge. Einer Werbegemeinschaft in unserer Nachbarstadt schlugen wir vor, online Veranstaltungen per Video anzubieten. Die Adressen der Kundenkartenbesitzer liegen vor, einige Läden haben auch die Mailadressen ihrer Kunden. Ansonsten ist es ein einmaliger aber dauerhaft nützlicher Aufwand diese Mailadressen abzufragen. Dann könnten die Parfümerie, der Modeladen und der Friseur aktuelle Styles vorstellen und bestellbar machen. Der Haushaltswarenladen, der Spezialitätenladen, der Weinladen und die Confiserie würden in der Küche der VHS kochen und die zum jeweiligen Thema des Abends benötigten Utensilien und Zutaten offerieren. Aber es war nicht möglich, die beteiligten Einzelheiten unter einen Hut zu bringen.

Doch hier in unserer kleinen Gemeinde ließ sich die Werbegemeinschaft ein Gutscheinheft einfallen und jedes Mitglied bietet „click & collect“ an. Die Aktion ist ein voller Erfolg.

Yogastudio
Mein kleines Yogastudio war ganz fix. Kaum war es geschlossen, bot Tanja ihre Kurse online per Zoom an. Die Kurszeiten blieben gleich und als Dank für alle Stammkunden gab es für den Preis von einem Präsenzkurs nun zwei Online-Kurse die Woche. In der kurzen Zeit, in der das Studio mal mit 4 statt 12 Kursteilnehmern öffnen durfte, gab es ein hervorragendes Hygienekonzept und eine Registrierung per QR Code an der Eingangstür. Das wäre wirklich für jeden eine gute Lösung gewesen anstelle dieser lästigen handschriftlichen Nachverfolgungslisten. Und Tanja hält jede Woche über WhatsApp und E-Mail Kontakt zu ihren Mädels und Jungs. Tolle Kundenbindung und Digitalisierung perfekt genutzt!

Handwerker
Ja, und was haben denn die Handwerksleute für eine Herausforderung? Da hören wir, dass die Menschen, die zu Hause sind und nicht in Urlaub fahren durften, tüchtig für Ersatzbefriedigung sorgen. Da wird in Haus und Wohnung investiert; man will sich was gönnen. Ob neue Heizung, Infrarot-Kabine, das renovierte Bad, der neue Anstrich oder Bodenbelag, die Umgestaltung von Garten oder Terrasse, um nur einige Beispiele zu nennen. Wenn die Welt da draußen schon nicht schön ist, mache ich mir die Welt zuhause wunderschön. Ein verständlicher Gedanke und nachvollziehbarer Wunsch. Und eigentlich gut für all die Handwerker, die doch nur auf Arbeit warten, oder? Da kann das Angebot doch Zackzack von einem auf den anderen Tag kommen und die Ausführung am besten gleich morgen beginnen.

Schließlich bin ich doch wichtig, auch wenn ich zuvor noch nie bei Dir gekauft habe, oder? Kennt Ihr das? Und ärgert Euch das? Sollte es nicht. Versucht bei den Kunden das verborgene Bedürfnis zu verstehen. Sagt den Kunden nicht: „Was glauben Sie denn, wer alles noch vor Ihnen dran ist?“ oder „Wir können nicht zaubern, da müssen Sie mindestens noch acht Wochen warten.“ Das wollen die Kunden nicht hören. Sagt Ihnen: „Wir verstehen, dass Sie sich Ihren Wunsch ganz schnell erfüllen möchten. Doch im Augenblick haben wir es mit längeren Lieferzeiten bei Materialien zu tun. Und durch die Corona-Vorschriften sind die Arbeiten zeitintensiver. Wir geben unser bestes und freuen uns, für Sie tätig zu werden. Das Angebot bekommen Sie noch diese Woche. Und wenn Sie sich für den Auftrag entscheiden, suchen wir zusammen den schnellstmöglichen Termin für Sie aus.“ Wichtig ist dann, dass die Angebote auch pünktlich kommen. Vermerkt auf dem Angebot, dass die Vorlaufzeit xy Tage/Wochen beträgt. Weist auf Eurer Internetseite darauf hin, dass Ihr arbeitet und Euch über Anfragen freut. Aber schreibt bitte auch, dass diese Zeiten von allen Beteiligten Geduld erfordern. Das Internet ist oft die erste Stelle, um sich über Euch als Anbieter zu informieren. Und genau auf Eurer Startseite solltet Ihr einen Hinweis anbringen. Sowohl zur aktuellen Auslastung und eventuellen Wartezeiten als auch dazu, dass Ihr 100 %ig Corona-konform arbeitet.

Wir haben viele Webseiten durchforstet, aber kaum einen Hinweis in dieser Richtung gefunden. Dabei kann das so viel Ärger verhindern.

Fazit für alle: Was solltet Ihr tun?

  • Kundenkartei, -datei oder Rechnungen durchsehen
  • Kunden anrufen und E-Mail erfragen
  • E-Mail-Verteiler aufbauen
  • Per Newsletter oder Mail mit den Kunden in Kontakt bleiben (Sinnvolles Angebot oder Nachricht finden)
  • Auf Eurer Webseite Bezug zu Eurem Angebot, Eurer Erreichbarkeit usw. geben
  • Die Zeit zur Digitalisierung nutzen. Es nutzt ja Nichts, nur über unsere Schulen und die Verwaltung zu lästern und selbst nicht aktiv zu werden 😊.
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