Mitarbeitergespräche werden in vielen Firmen eher stiefmütterlich behandelt. Man schiebt sie gern vor sich her bis der Gesprächsanlass so alt ist, dass man es auch gleich lassen kann. Vielen Chefs ist es einfach unangenehm, kritische Punkte anzusprechen. Sie warten auf die wundersame Selbstkorrektur des Mitarbeiters. Andere fürchten, dass sie vielleicht nicht den richtigen Ton treffen und so das eigentlich ja positive Verhältnis beschädigen könnten. Mit der richtigen Vorbereitung gelingt es Euch, klar in der Sache zu sein und gleichzeitig wertschätzend zur Person.
Dazu kommen wir noch einmal auf das Kommunikationsquadrat von Friedemann Schulz von Thun zurück (siehe Newsletter 4-2017). Es besagt, dass jede Botschaft, die ein Mensch absetzt vier Aspekte hat.
Wir machen das mal an einem Beispiel aus dem Privatleben deutlich, denn auch da gibt es ja Feedbackgespräche, die oft noch weniger vorbereitet sind, als im Betrieb.
Nehmen wir mal an, Helmut sei mit dreckigen Schuhen über den von Marianne frisch geputzten Fußboden gelaufen. Und die sagt dann: „Du bist schon wieder mit deinen Schuhen über den frisch geputzten Boden gelaufen, Helmut!“ Als Sachaussage steckt darin: Der Fußboden wurde gerade gewischt, Du bist mit Schuhen drüber gelaufen, das ist zum wiederholten Mal passiert. Der mit diesem Satz verbundene Appell könnte lauten: Gib zu, dass Du das gemacht hast! Mach das nicht noch einmal! Als Selbstkundgabe steckt dahinter: Ich bin empört und verärgert und fühle mich in meinen Anstrengungen entwertet. Bleibt als letztes die Beziehungsseite. Wie sieht Marianne den Menschen, der mit den Schuhen über den frisch geputzten Boden gelaufen ist? Zum Beispiel als unachtsam, gleichgültig und unbelehrbar.
Nun wird in unserem Beispiel die Beschwerde als aggressiver Vorwurf ausgeführt. Das führt beim so Gescholtenen generell dazu, dass er dieses Feedback nicht annehmen kann und sein innerer Bodyguard auf Abwehr schaltet: „Warum meckert sie schon wieder“? Das passiert immer, auch im Betrieb, wenn das Feedback nicht wertschätzend, sondern mit erhobenem Zeigefinger oder als Anschuldigung rüberkommt.
Hätte die Botschaft in unserem Beispiel gelautet: „Helmut, schau mal, ich habe mir so viel Mühe gegeben, den Boden zu wischen bevor Du nach Hause kommst. Jetzt bist Du dadurch gelaufen und ich muss noch einmal putzen. Das ärgert mich. Könntest Du in Zukunft darauf achten?“ Bei dieser Ansprache könnte sich Helmut in die Situation des anderen versetzen und sicher auch verstehen, dass Marianne ihre Arbeit wertgeschätzt sehen möchte.
Die grundlegenden Mechanismen sind bei Mitarbeitergesprächen haargenau die gleichen wie in unserem Beispiel. Deswegen findet Ihr hier zur Vorbereitung Eurer Mitarbeitergespräche einen am Kommunikationsquadrat orientierten Vorbereitungsbogen.