Interview mit Manuela Holike – Coach für Powerpaare

Kategorie Allgemein, für Sie gefragt, für Sie geschrieben, Powerpaare, Tipps

Manuela Holike ist Coach für Powerpaare und leitet selbst mit Herzblut ein Familienunternehmen mit 10 Läden im Raum München – zusammen mit ihrem Mann, der auch Mitgesellschafter ist. Inzwischen ist auch ihr Sohn ins erfolgreiche Familienunternehmen mit eingestiegen. Sie kennt somit selbst bestens die Herausforderungen von Familienunternehmen und Themen die auftreten können, wenn man 24/7 zusammenarbeitet und lebt.

In einem Interview erzählt sie uns von Ihrer Tätigkeit als Coach für Powerpaare, die ihr aus der eigenen Erfahrung heraus besonders am Herzen liegen.

Wenn Paare zu Ihnen kommen, wer ist i.d.R. der Impulsgeber für ein Coaching?

Normalerweise kommen die Frauen auf mich zu, da der erste Impuls von ihnen ausgeht. Sie sind oft reflektierter in ihren Überlegungen und sehen i.d.R. vor dem Mann, dass ein Blick von außen für Ihre Herausforderungen als Powerpaar hilfreich sein könnte.

 

Mit welchen Herausforderungen und Themen kommen die Powerpaare zu Ihnen?

Es gibt verschiedenen Schwerpunkte, mit denen Powerpaare an mich herantreten.

Viele Unternehmenspaare kommen auf mich zu, wenn es um das Thema Nachfolgeplanung geht. Wie soll es mit dem Unternehmen weitergehen? Der nahende Ruhestand stellt einige Powerpaare vor eine Herausforderung. Neben der Frage, wie nach dem eigenen Ausscheiden die Zukunft des Unternehmens aussehen soll, beschäftigt viele Paare auch der Gedanke, wer sie ohne das Unternehmen überhaupt sind. Wenn sich in der Vergangenheit bei beiden der Großteil der Zeit um das Unternehmen gedreht hat, entsteht beim Ruhestand quasi eine Lücke.

Ein weiteres Thema, bei dem mich Powerpaare gerne für eine Beratung kontaktieren ist, wenn die Frau ins Unternehmen einsteigt. Was ist zu beachten z. B. hinsichtlich Altersvorsorge, Beteiligung am Unternehmen, Mithaftung etc.

Und dann gibt es noch die Gruppe der Powerpaare, die 24/7 zusammen sind und einen neutralen Blick von außen benötigen. Oft kreist bei diesen Paaren alles um das Unternehmen und so sitzt selbst beim Abendessen noch das Unternehmen mit am Tisch. Die Herausforderung solcher Unternehmerpaare ist, dass sie ein zu viel an gemeinsamer Zeit haben aber trotzdem ein zu wenig an gemeinsamer Qualitätszeit. Sie bestehen oftmals nur noch als Funktionseinheit. Da stellt sich natürlich schnell mal die Frage „Gibt es uns als Paar überhaupt noch“. Wichtig ist hier die Balance zwischen Abgrenzung und Nähe.

Bei meinen Powerpaaren, die beide selbstständig ihr eigenes Unternehmen führen und somit nicht im selben Unternehmen arbeiten, gibt es wieder andere Herausforderungen zu meistern. So gibt es hier oft Diskussionen, welcher Termin Vorrang hat und welche Tätigkeit wichtiger ist. Auch wie viel Platz die jeweilige Selbstständigkeit im Leben einnehmen darf, führt zu Konflikten. Hier tritt oftmals auch das Thema der Rollenverteilung auf.

 

Würden Sie sagen, dass Sie bei Powerpaaren oftmals eine klassische Rollenverteilung wahrnehmen?

Leider ist es oftmals noch immer so, dass bei Powerpaaren v.a. dann, wenn beide mit ihrem eigenen Unternehmen selbstständig sind, erwartet wird, dass die Frau eher zurücksteckt. Sobald dann noch Kinder kommen, wird häufig automatisch davon ausgegangen, dass die Frau ihre Selbstständigkeit zeitmäßig reduziert und eher als „Hobby“ ausübt. Diese klassische Rollenverteilung ist jedoch teilweise stark abhängig von der Branche. In einer Kanzlei, in der die Frau einen wichtigen Schwerpunkt abdeckt, ist dies weit weniger stark verbreitet, als z.B. in einem Handwerksbetrieb.

 

Welche Chancen und Herausforderungen sehen Sie in der Zusammenarbeit als Powerpaar?

Powerpaare finden oft wenig Beachtung. Dabei sind diese in der Zusammenarbeit meist unschlagbar. Ein gutes Beispiel ist das Unternehmerpaar, die den Biontech Impfstoff entwickelt haben.

Powerpaare haben stets ihren Mentor und Kritiker bei sich. Und genau das macht sie so stark. Während Entscheidungen bei großen Konzernen oft mehrere Monate dauern, können Familienunternehmen sehr schnell entscheiden und in die Umsetzung gehen. Genau das ist ein enormer Vorteil.

Powerpaare sind für mich nicht nur 1+1 macht 2. In diesem Fall ist 1+1 weit mehr als 2, sondern geht für mich ins Quadrat. Man hat einen Spezialisten an seiner Seite, dem das Unternehmen genauso am Herzen liegt und der mit ebenso viel Herzblut für den Erfolg arbeitet.

Bei Powerpaaren in einem Unternehmen muss man nicht erst um Verständnis bitten. Nachdem mein Mann und ich im Textilhandel selbständig sind ist klar, dass wir in der Vorweihnachtszeit keinen Urlaub planen, sondern dass das Unternehmen oberste Priorität hat. Wir haben unsere stillen Agreements und sparen uns dadurch viele Reibereien.

Wichtig ist, dass Powerpaare ihre Regeln festlegen, für den Job aber vor allem für das Privatleben. Das können ganz simple Regeln sein, wie z. B. Keine Businessthemen mehr nach 20 Uhr. Wenn das funktioniert sind Powerpaare absolut genial.

Ein Powerpaar ist ja aber weit mehr als nur Mann und Frau. Es ist das Paar, das Unternehmen, und es spielen auch die Mitarbeiter und die Kunden mit rein. Deshalb ist es wichtig, sich seiner Herausforderung als Unternehmerpaar auch bewusst zu sein. Auch im Hinblick auf die Nachfolgeplanung. Wenn die Kinder von klein auf mitbekommen, dass das Unternehmen nur Stress bedeutet, scheiden die Kinder meist als Nachfolger aus bzw. haben diese schon wenig Ambitionen, überhaupt in das Unternehmen einzusteigen. Wenn ich jedoch als Unternehmerpaar vorlebe, wie toll das eigene Unternehmen ist, welche Möglichkeiten es bietet, wirkt sich das immer positiv aus, auch in Bezug auf den Fachkräftemangel. Mitarbeiter bleiben natürlich lieber in einem Unternehmen, in dem die Stimmung gut ist und Chemie stimmt. Und wenn man dann noch tolle Anreize schaffen kann, geben die Mitarbeiter gerne alles. Und evtl. ergibt sich dann aus einem begeisterten Mitarbeiter ein potentieller Nachfolger für das Unternehmen.

 

Wie können Powerpaare mit Ihnen zusammenarbeiten?

Ein Coaching bzw. eine Beratung erfolgt je nach Unternehmerpaar sehr individuell. Zu Beginn führen wir ein kostenloses Kennenlerngespräch. Wenn die Chemie stimmt und wir uns für eine Zusammenarbeit entscheiden, starte ich mit einem Besuch des Unternehmens. Wichtig ist mir der Eindruck direkt vor Ort.  Zusätzlich führe ich separate Einzelgespräche mit der Frau und dem Mann, um ein unabhängiges Bild zu erhalten. Erst dann erstellen wir den gemeinsamen Schritt für Schritt Fahrtplan, in den weitere Themen, die im Laufe des Coaching-Prozesses auftauchen, natürlich mit einfließen dürfen. Wenn es die Unternehmenssituation erfordert, hole ich auch gerne eine Steuerberaterin und Juristin mit ins Boot, um das Paar bestmöglich und umfassend zu beraten.

 

Welche Tipps geben Sie Powerpaaren gerne mit in Ihrem Coaching?

Am wichtigsten ist Ehrlichkeit, auch zu sich selbst. Wenn mir etwas nicht passt, sollte das Thema unbedingt zeitnah angesprochen werden. Ansonsten wird das Problem größer und größer und kommt wie ein riesiger Schneeball zurück. Ein weiterer Tipp, den ich Powerpaaren gerne gebe ist, qualitativ hochwertige Zeit miteinander zu verbringen. Während dieser gemeinsamen Zeit sind Arbeitsthemen absolut tabu. Auf der anderen Seite sollte sich jeder auch ausreichend Zeit für sich selbst und die eigenen Bedürfnisse nehmen, die eigenen Hobbies pflegen oder Aktivitäten mit Freunden nachgehen.

Ein Tipp den ich im Zusammenhang mit der gemeinsamen „Quality Time“ immer gerne geben ist, sich als Paar wieder zu daten. Das kann ganz einfach eine Verabredung im Büro sein, gemeinsam den Kaffee zu trinken, ohne dabei über Arbeitsthemen zu sprechen oder privat, dass man z. B. vor einem gemeinsamen Termin schön zum Essen geht.

Für mich sind Powerpaare ein sehr spannendes Lebensmodell, für das ich wirklich Mut machen möchte.

Wer Manuela Holike gerne für einen inspirierenden Blick von außen auf das Unternehmen kontaktieren möchte, findet weitere Informationen und die Möglichkeit zur Kontaktaufnahme auf Ihrer Website 

 

 

 

 

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